Hinter den Kulissen der DPZ-Feldstationen

Blick von oben auf die Feldstation Simenti im Senegal Copyright: Julia Fischer

Die Feldstationen ermöglichen es den Mitarbeitenden am Institut Verhalten und Ökologie verschiedener Primatenarten in freier Wildbahn zu untersuchen. Darüber, wie die Forscher*innen dort leben und arbeiten, berichten wir in diesem Beitrag.

Auch kulinarisch haben die Stationen einiges zu bieten. Wovon und wie sich die Forschenden ernähren, haben wir hier zusammengestellt.

SENEGAL

Das Centre de Recherche de Primatologie Simenti befindet sich im größten Nationalpark Westafrikas, dem Niokolo Koba Nationalpark. Hier werden hauptsächlich Ökologie und Verhalten von Guineapavianen erforscht.

Das Camp: Die Feldstation ist aufgebaut wie ein kleines Dorf. Es gibt mehrere einfach ausgestattete Hütten sowie Waschräume mit Toiletten und Gemeinschaftsräume. Trinkwasser kommt aus einem Brunnen und Nutzwasser aus dem nahegelegenen Fluss. In einem provisorischen Labor können Proben, beispielsweise von Pflanzen oder Kot, für diverse Analysen verarbeitet und transportfertig gelagert werden.

Der Alltag: Gegen 6:30 Uhr brechen die Forschenden zu den Pavianen auf. Je nachdem, wo die Tiere die Nacht verbracht haben, kann dieser morgendliche Marsch bis zu einer Stunde dauern. Dann beginnen Verhaltensbeobachtungen und Probensammlungen. Die Nachmittage sind ruhiger, denn die Forschenden bleiben in der Feldstation, wo sie ihre Daten in Computer eingeben, Proben verarbeiten oder anfallende Hausarbeiten erledigen. Nach dem Abendessen werden zukünftige Feldaufenthalte geplant und Teams für den Folgetag eingeteilt.

In ihrer Freizeit erholen sich die Forschenden mit Filmen, Büchern und Spielen. Ein Spaziergang zu einer kleinen Wasserstelle bietet sich an, da man dort allerhand Tiere beobachten kann. Einmal im Monat geht es für ein paar Tage in die nächste Stadt, wo kleine Einkäufe erledigt oder ein paar Runden in einem Hotel-Swimmingpool gedreht werden.

MADAGASKAR

Die DPZ-Feldstation Kirindy Forest befindet sich im Westen Madagaskars, einem der wichtigsten Biodiversität-Hotspots der Welt. Hier werden vor allem Lemuren erforscht, die nur auf dem Inselstaat vorkommen.

Das Camp: Die Station besteht aus zentralen Steinhütten und weiter außen gelegenen Holzhütten. In ersteren sind die Unterkünfte der Feldassistenten, sowie Küche, Gemeinschafts- und Lagerräume. In den einfachen Holzhütten, die über keinen Stromanschluss verfügen, schlafen die Forschenden. Geduscht wird mit Eimern, zwei überdachte Toiletten stehen frei im Wald. Wasser wird regelmäßig per Auto in großen Kanistern aus dem Brunnen eines nahegelegenen Dorfs geholt.

Einen virtuellen Rundgang durch die Station gibt hier.

Der Alltag: Der Tag beginnt meist gegen 6 Uhr. Nach dem Frühstück geht es in das zwei Kilometer entfernte Forschungsgebiet im Wald, wo die teils mit Radiosendern ausgestatteten Lemuren gut zu finden sind. Von 7:30 Uhr bis 17 Uhr stehen Verhaltensbeobachtungen und Probensammlungen an, die aber für eine Mittagspause im Camp unterbrochen werden. Abends werden Daten in den Laptop eingegeben oder Proben verarbeitet. Nach dem Abendessen wird geredet und gespielt, während sich manche in ihre Hütten zurückziehen und den Tag mit Filmen oder Büchern ausklingen lassen. Gegen 22 Uhr fallen schließlich den letzten Campbewohner*innen die Augen zu.

Alle zwei Wochen geht es für ein paar Tage in die nächste Stadt Morondava. Neben der Kontaktaufnahme mit Freunden und Familie (im Camp gibt es kein WIFI), kann man hier einkaufen, an den Strand gehen oder sich in einem der Restaurants verköstigen lassen.

PERU

Die peruanische Estación Biológica Quebrada Blanco (EBQB) liegt am Amazonas. Die tropischen Regenwälder an den Ufern sind Heimat vieler Neuweltaffen, die die Forschenden untersuchen.

Das Camp: Die Feldstation besteht aus drei Holzhäusern, die auf einer Lichtung tief im Wald stehen. Ein Haus dient als Hauptschlafraum, wo alle Forschenden in Zelten oder unter Moskitonetzen schlafen. Das zweite Haus ist Küche, Ess- und Wohnbereich und das dritte und kleinste Gebäude ist einfaches Labor und Lagerraum zugleich. Einen Internetanschluss gibt es auch hier nicht. Ein kleines Toilettenhäuschen (mit Spülung!) steht abseits der Häuser und geduscht wird an einem nahegelegenen Bachlauf. Regen ist der Hauptwasserlieferant. Er wird in großen Tanks gesammelt und versorgt alle mit Trink-, Wasch- und Toilettenwasser.

Der Alltag: Die meisten Forschenden stehen um 5:30 Uhr auf. Von 7 bis 16 Uhr werden Verhaltensdaten und Proben in Teams im Dschungel gesammelt. Zur Mittagszeit macht sich ein Teil der Gruppe auf den Weg zurück ins Camp, nimmt etwas zu sich und legt eine Pause ein. Danach werden die anderen im Wald abgelöst. Gegen 16 Uhr, wenn die Affen sich schlafen legen, kehren alle Forschenden zurück zum Camp. Nach einer Dusche werden letzte Daten und Proben verarbeitet, Abendessen gekocht und gegessen. Da mit dem Sonnenuntergang gegen 18 Uhr die Moskitos in großer Zahl kommen, zieht es einige Forschende gleich in ihre Zelte. Die Hartgesotteneren bleiben noch draußen auf einen Plausch oder ein Spiel.

An freien Tagen besucht man gern benachbarte Dörfer und schaut bei lokalen Fußballspielen zu, oder man erholt sich im Camp. Alle drei Wochen reisen die Forschenden für ein paar Tage in eine Stadt, wo sie in Hostels unterkommen. Neben einem Lebensmittel-Großeinkauf für die Station, kontaktieren sie Freunde und Familie, machen kleinere Ausflüge ins Umland und genießen die Annehmlichkeiten der Zivilisation.

THAILAND

Die Forschungsstation Phu Khieo Wildlife Sanctuary (PKWS) ist Teil des Western Isaan Forest Complex, eines großen Waldgebietes an der Grenze zu Laos. Die Forschenden untersuchen dort das Sozialverhalten von Assammakaken.

Das Camp:  Es gibt zwei Wohngebäude mit je vier Zimmern und einfacher Ausstattung. Zwei weitere Gebäude bieten Platz für Büro-, Labor- und Aufenthaltsräume sowie einer kleinen Küche. Wie bei allen Stationen kommt der Strom von Solaranlagen, Wasser wird über ein Rohrsystem aus einem nahegelegenen See gepumpt.

Der Alltag: Im PKWS arbeiten die Forschenden in einer Früh- und einer Nachmittagsschicht. Das Team der Frühschicht muss das Camp gegen 5 Uhr verlassen, um rechtzeitig bei den Affen zu sein, ehe diese ihre Schlafbäume verlassen. Der Weg zu den Tieren dauert dabei oft über eine Stunde. Gegen 12:30 Uhr wird die Frühschicht von der Nachmittagsschicht abgelöst. Zurück in der Feldstation, meist gegen 14Uhr, gibt es etwas zu essen und eine Pause. Nachmittags werden gesammelte Proben und Daten verarbeitet. Die Nachmittagsschicht bleibt bei den Affen, bis diese sich zwischen 16 und 18 Uhr zum Schlafen zurückziehen. Erst wenn die Forschenden Gewissheit haben, wo sie ihre Studienobjekte am nächsten Morgen wiederfinden können, treten sie den Heimweg an. Spätestens 19 Uhr sind alle wieder in der Station. Nach einer ausgiebigen Dusche steht das gemeinsame Abendessen an, bis es gegen 22 Uhr auch die letzten ins Bett zieht.

An freien Tagen in der Station bewältigen die Forschenden kleinere anfallende Arbeiten, gehen spazieren, lesen oder schauen Filme. Regelmäßig nutzen sie ihre Freizeit auch, um für ein bis zwei Tage in größere Städte zu fahren, wo sie ihre privaten Lebensmittelvorräte aufstocken, sich etwas Komfort in Hotels gönnen und sich mit Restaurantbesuchen verwöhnen.

Weitere Informationen zur Forschung an den DPZ-Feldstationen gibt es hier: Deutsches Primatenzentrum: Forschungsstationen (dpz.eu)

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