Entenflott, Entengrütze oder einfach Wasserlinsen: Die kleinen, grünen Pflanzen, die auf der Oberfläche von Teichen oder Tümpeln wachsen, kennt wahrscheinlich jede*r. Sie sind heimisch weit verbreitet, doch ihr Potenzial ist bisher kaum genutzt. Die kleine Schwimmpflanze enthält viel Protein sowie Stärke und Vitamine. Sie kann nicht nur Nitrat und Phosphor aus dem Wasser ziehen, sondern wächst sehr schnell und ist leicht zu ernten. Das macht sie zu einem geeigneten Rohstoff für proteinreiches Futtermittel.
Dieser kleine Alleskönner könnte somit eine Antwort auf die Frage sein, wie sich Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit wandeln lässt. Hier setzt ein Forschungsprojekt an, in dem Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis kooperieren. „Wir wollen die Eigenschaften von Wasserlinsen nutzen, um sowohl belastete Nutzwässer aus der Tierhaltung aufzureinigen als auch ihre Biomasse als Alternative für den Einsatz von klassischen proteinhaltigen Futtermitteln wie Soja und Fischmehl zu fördern“, erzählt Doktorandin Eva Gregersen von der Universität Göttingen.
Die Idee für einen Versuchsaufbau hat sie in der Abteilung Functional Breeding am Department für Nutztierwissenschaften gemeinsam mit Dr. Simon Rosenau und Fischwirtschaftsmeister Christian Lodder entwickelt. Unterstützung kommt von Dr. Martin Komainda aus der Abteilung Graslandwissenschaft des Departments für Nutzpflanzenwissenschaften.
Kurz nach Ostern wurde eine aquaponische Wasserlinsenproduktion in Betrieb genommen. Wasserlinsen wachsen hier auf den Abwässern aus der Fischhalle, sodass das Wasser nicht mehr ungenutzt in die Kanalisation abgeleitet werden muss. Dazu wurde eine unterirdische Leitung aus der Warmwasserfischhalle der Aquakultur in ein etwa 50 Meter entferntes Folienhaus verlegt, wo das Wasser in sechs flache, in einer Kaskade aufgestellte Becken geleitet wird, auf denen die Wasserlinsen wachsen.
Doktorandin Gregersen möchte mit dieser Produktionseinheit Wasserlinsen in hoher Qualität produzieren und deren Potenzial als Futtermittel bei Fischen und Gänsen untersuchen. Zusätzlich zur Produktion als Futtermittel werden Wasserqualität, Wachstum und Nährstoffgehalt evaluiert. „Es geht darum, Kreisläufe zu schließen“, sagt sie. „Abwässer aus der Nutztierhaltung müssen nicht in die Umwelt entlassen werden, wo sie schädlich sind und zur Eutrophierung beitragen. Sie können zur Produktion von proteinhaltigen Pflanzen wie der Wasserlinse genutzt werden.“
Das neue Göttinger Wasserlinsen-Projekt ist Teil des Forschungsprojekts „ReWali – Reduktion des Nährstoffeintrages in Gewässer sowie Produktion von Futtermittel durch Wasserlinsen“. In dem Vorhaben kooperieren die Universitäten Göttingen und Vechta sowie eine Gänsezucht und ein Produzent von Mikroalgen für die Nahrungsmittel-, Kosmetik- und Pharmaindustrie.