Perfekt getarnt

Wandelnde Blätter sind echte Künstler – regungslos versteckt zwischen Ästen und Blättern sind sie mit ihrer perfekten Tarnung kaum zu entdecken. Umso bemerkenswerter, dass ein internationales Forschungsteam, an dem auch Forscher*innen der Uni Göttingen beteiligt sind, kürzlich gleich sieben neue Arten von Wandelnden Blättern beschrieben hat.

Die Insekten gehören zu den Stab- und Gespenstschrecken und sind für ihre außergewöhnliche Erscheinung bekannt: Mit ihrem Aussehen ahmen sie Pflanzenteile nach. Diese raffinierte Tarnung lässt sie Zweigen, Rinden oder auch Laubblättern zum Verwechseln ähnlich aussehen und schützt sie damit hervorragend vor Fressfeinden.

Die Forscher*innen deckten mit genetischen Untersuchungen auch sogenannte „kryptische Arten“ auf, die nach ihrer äußeren Gestalt nicht unterscheidbar sind und dennoch eigene Arten darstellen. Denn auch wenn die Individuen unterschiedlicher Arten sehr ähnlich erscheinen können, bestehen dennoch zum Teil große Unterschiede innerhalb einer Art. Die Untersuchung der genetischen Eigenschaften machte es nun möglich, neue Arten zu erkennen. So hielt man zum Beispiel einige Wandelnde Blätter aus Indien bislang für Vertreter einer bestimmten Art, die in Südostasien weit verbreitet ist. Neuere Erkenntnisse zeigten jedoch, dass es sich um eine neue Art handelt.

Diese Erkenntnis ist für den Artenschutz von besonderer Bedeutung. Ging man bislang davon aus, dass beispielsweise das Aussterben der Insekten in Indien eine Verkleinerung ihres Verbreitungsgebiets wäre, weiß man nun, dass es um das Auslöschen einer eigenständigen Art mit allen damit verbundenen Folgen für die Biodiversität gehen würde.

Weitere Infos zur Veröffentlichung finden sich hier.

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