Von Film und Fußball

Wie Samer Al Mhethawi nach Göttingen kam, um Mediengestalter zu werden.

Ein Film über den Krieg in Syrien und damit aufklären, was in seinem Land wirklich passiert – das wäre Samers Traum. Vor fünf Jahren ist der 23-Jährige aus seiner Heimat geflohen, mit Ausweis und dem, was er tragen konnte. Damals wohnte er mit seiner Familie in Swaida –  einer Stadt in den Bergen, im Süden Syriens. „Ich wollte auf keinen Fall zum Militär“, so Samer. Mit 22 wäre er eingezogen worden und hätte in den Krieg ziehen müssen, einen Bürgerkrieg im eigenen Land. Der junge Student brach sein Ökonomiestudium ab, ließ alles hinter sich und hoffte, schon bald wieder zurückkommen zu können.

Jetzt lässt er sich im Videoteam der SUB Göttingen zum Mediengestalter ausbilden. Normalerweise arbeitet Samer acht Stunden am Tag, wenn er nicht in der Berufsschule in Hannover oder – aufgrund von Corona – im Homeoffice ist. „Ich bin gern draußen mit der Kamera“, schwärmt der Azubi. Dabei lernt er nicht nur, eine Geschichte in bewegten Bildern zu erzählen, er hat auch auf Licht und Ton zu achten. Vor allem aber verlangt die Arbeit als Kameramann eine hohe Konzentration. „Was du siehst, ist praktisch schon vorbei. Du musst vorher wissen, was kommt, um den richtigen Moment einzufangen“, so Samer.

Viel Üben und Verstehen heißt es deshalb, auch bereits im Libanon hatte sich Samer eine Kamera gekauft und Menschen wie Landschaften porträtiert, sogar eine erste Doku über einheimische Fischer produziert. Davon leben konnte er nicht. Ein kleines Boot brachte ihn und 50 andere schließlich von der türkischen Küste nach Europa. „Nur weg! Deutschland? Das war eigentlich egal“, beschreibt er seinen Weg.

Mittlerweile hat er schon mehrere Sprachkurse besucht, bei Amazon gearbeitet, sich ans Wetter und vor allem das freundliche Göttingen gewöhnt. Was allerdings nach 2022 kommt, weiß auch Samer noch nicht: Dann will er auf alle Fälle seinen Abschluss in der Tasche haben.

Bis dahin genießt er die Teamarbeit, die Gemeinschaft, die er im Videoteam gefunden hat. Sie hilft ihm, die schwierige deutsche Sprache noch besser zu lernen. „Jetzt fehlt eigentlich nur noch die Fußballmannschaft“, meint Samer. Dann könnte der zukünftige Filmemacher auch seiner zweiten Leidenschaft nachgehen.

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