Tierschutz an der Universität Göttingen

Die Tierschutzbeauftragte der Universität Göttingen, Dr. Yvonne Knauf

Was macht eigentlich die Tierschutzbeauftragte der Universität Göttingen? Und warum ist der Tierschutz auch an einer Universität, an der man weder Tiermedizin noch Zoologie studieren kann, ein wichtiges Thema? Um diese Fragen zu beantworten stellen wir Dr. med. vet. Yvonne Knauf, Tierschutzbeauftragte der Universität Göttingen, vor.

Tiere und Forschung an der Universität Göttingen

Die Universität Göttingen bietet ein breites Spektrum an Forschung und Lehre für und mit Tieren an. Deswegen hat Dr. Knauf bei ihrer Arbeit gleich mehrere Standorte, an denen Tierbestände gehalten werden, im Blick:

Die Fakultät für Agrarwissenschaften hält in Göttingen (Albrecht-Thaer-Weg, Burckhardweg und Kellnerweg) eine Auswahl an landwirtschaftlichen Nutztieren. Mit ihnen werden beispielsweise Fütterungsversuche mit Insektenmehl als alternative Proteinquelle durchgeführt. Auch das Thema Verbesserung des Tierwohls spielt für Agrarwissenschaftler*innen in Deutschland eine wichtige Rolle. Deswegen gibt es hierzu Projekte, in denen Stalleinrichtungen, Beschäftigungsmaterial oder Gruppeneinteilungen untersucht werden. Darüber hinaus finden im Rahmen von genetischem Monitoring auch Blut- und Gewebeentnahmen statt.

Im Versuchsgut Relliehausen gibt es Rinder, Schweine, Schafe und Fische. Sie stehen – natürlich streng reglementiert und überwacht – ebenfalls der Forschung und Lehre für die Züchtung, zu Demonstrationszwecken und für Datenerhebungen zur Verfügung. Bei den Forschungsprojekten kann es beispielsweise um verhaltensbiologische Untersuchungen oder um den Einfluss der Tiere auf Pflanzengesellschaften wie zum Beispiel die Grasnarbe gehen.

Im Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Fakultät für Biologie und Psychologie beschäftigten sich die Wissenschaftler*innen mit neurowissenschaftlichen Fragestellungen unter Verwendung von Mäusen. Und schließlich werden in die Studien der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie Wildtiere eingebunden.

Burenziegen der Universität / Foto von Klein und Neumann, Iserlohn

Und welche Rolle spielt dabei der Tierschutz?

Tierversuche gehen mit einer hohen Verantwortung einher. Die Tierschutzbeauftragte achtet auf die Einhaltung von Vorschriften, Bedingungen und Auflagen im Interesse des Tierschutzes. Dr. Knauf berät einerseits die mit der Haltung der Tiere befassten Personen hinsichtlich des Wohlergehens der Tiere bei Unterbringung und Pflege. Zum anderen berät sie die Forscher*innen bei der Umsetzung ihrer Projektplanungen bezüglich tiergerechter Aspekte und Fragen, veterinärmedizinischer Möglichkeiten und tierschutzrechtlicher Rahmenbedingungen. Zugleich ist sie die Vermittlerin zwischen den Wissenschaftlern*innen und den Behörden, wie zum Beispiel dem Veterinäramt und dem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES).

Als unabhängige Kontrollinstanz achtet Dr. Knauf darauf, dass die Belastung der Tiere im Versuch möglichst gering gehalten wird. Dies betrifft sowohl die Haltung der Tiere als auch ihre Einbindung in Forschungsvorhaben. Dr. Knauf prüft deswegen gemeinsam mit dem unabhängigen Tierschutzausschuss der Universität jedes Versuchsvorhaben nach dem sogenannten „3R-Prinzip“. Dabei geht es darum, die Anzahl der Tiere zu reduzieren (reduce), Schmerzen und Leiden der Tiere zu vermindern (refine) sowie Tierversuche durch tierversuchsfreie Verfahren zu ersetzen (replace). Überall dort, wo es Alternativen zu Tierversuchen gibt, werden diese eingesetzt.

Ein wichtiges Thema ist auch die Transparenz sowie die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung im Hinblick auf die spezies-spezifische Sachkunde aller Beteiligten. Für die Studierenden und die Mitarbeiter*innen der Universität werden deswegen Vorlesungen und Kurse rund um die Themen Tierschutz, Tierversuche, Tierethik und Tiertransporte angeboten. Hierzu wird aktuell auch ein passender E-Learning Kurs erstellt, mit dem internetbasierte Lehr- und Lernmaterialien verfügbar gemacht werden.

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