Neuer Klima-Messturm am Versuchsgut Reinshof eröffnet

Die Landwirtschaft in Deutschland ist einerseits in besonderer Weise vom Klimawandel betroffen, trägt aber andererseits durch die Emission von Treibhausgasen auch zum Klimawandel bei. Für eine klimagerechte Landwirtschaft der Zukunft ist es notwendig, besser zu verstehen, wie durch geschicktes Management Treibhausgasemissionen reduziert werden können, ohne die Pflanzenproduktion einzuschränken. Ein neuer Klima-Messturm auf dem Versuchsgut Reinshof der Universität Göttingen erfasst deshalb den Treibhausgasfluss zwischen Boden und Atmosphäre.

Der neue Messturm ist eine fakultätsübergreifende Einrichtung der Abteilung Bioklimatologie der Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie und der Abteilung Pflanzenbau der Fakultät für Agrarwissenschaften. Seit diesem Semester erfasst der Turm kontinuierlich mit Hilfe der sogenannten Eddy Kovarianz-Methode den vertikalen Kohlendioxid (CO2)-Austausch sowie die Verdunstung und zahlreiche andere meteorologische Parameter. Als nur eine von zwei Messstationen deutschlandweit sollen hier auch kontinuierliche Messungen der Lachgas (N2O)-Emissionen stattfinden. Im Rahmen des ERC Grants „Oxyflux“ bauen Göttinger Wissenschaftler*innen hier weltweit einzigartige Messungen zum Austausch von Sauerstoff (O2) auf.

„Die neue Messeinrichtung erlaubt uns, zentrale Fragen zur Rolle von Landwirtschaft im Klimasystem zu beantworten“, erläutert Prof. Dr. Alexander Knohl, Leiter der Abteilung Bioklimatologie. Und Prof. Dr. Stefan Siebert, Leiter der Abteilung Pflanzenbau, ergänzt: „Gerade die kontinuierlichen Messungen der Lachgasemissionen mit Hilfe der Eddy Kovarianz-Methode liefern neue Einblicke in das zeitliche Verhalten von Lachgasemissionen und ergänzen somit die herkömmlichen kleinräumigen und zeitlich begrenzten Messungen mit Kammern.“

Die Besonderheit dieser Messstation ist, dass die Messungen fortlaufend stattfinden, also auch während der regulären Bewirtschaftung des umliegenden Ackers. „Gerade durch die Verbindung von wissenschaftlichen Messungen mit einem regulären landwirtschaftlichen Betrieb erhoffen wir uns Erkenntnisse darüber, wie eine klimagerechte Landwirtschaft der Zukunft optimiert werden kann“, so Dr. Dirk Augustin, Leiter der Versuchswirtschaften der Universität Göttingen.

Der neue Messturm soll auch eine zentrale Rolle in der Lehre spielen. In einem neu initiierten Lehrmodul in der Agrarmeteorologie erhalten Studierende beider Fakultäten anhand der Messungen einen forschungsnahen Einblick in die Austauschprozesse zwischen einer Agrarfläche und der Atmosphäre.

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