Flächen im Raum

Prof. Dr. Damaris Schindler

Von der Universität Utrecht kam Dr. Damaris Schindler im April 2020 an die Universität Göttingen und trat ihre Professur für Reine Mathematik an. Hier stellt sie ihr Forschungsgebiet und Aktivitäten am Mathematischen Institut vor. Aus eigener Erfahrung kann sie auch Empfehlungen an Studentinnen, Doktorandinnen und Postdocs weitergeben.

Frau Schindler, Reine Mathematik, analytische Zahlentheorie – wie erklären Sie mathematischen Laien, an was Sie derzeit forschen?

Meine Forschungsschwerpunkte liegen in der analytischen Zahlentheorie mit Verbindungen zur arithmetischen Geometrie. Stellen wir uns zum Beispiel ein Blatt Papier oder die Oberfläche eines Hügels vor: Dies sind gerade oder gebogene zweidimensionale Flächen in einem dreidimensionalen Raum. Das Analogon zur gebogenen Fläche im höherdimensionalen nennen wir in der Mathematik eine Hyperfläche, die wir in einem Koordinatensystem abbilden (siehe Grafik). In meinem Forschungsgebiet fragen wir uns zum Beispiel, ob es auf diesen Objekten Punkte gibt, die ausschließlich ganzzahlige Koordinaten haben. Und wenn ja, wie dicht liegen diese Punkte auf der Fläche? Viele unserer Vermutungen sind dabei von der Idee geleitet, dass wir uns die Geometrie der unterliegenden Objekte anschauen sollten, um solche und ähnliche arithmetische Fragen entscheiden zu können. In meiner Arbeit kommen vor allem analytische Methoden zum Einsatz, um solche Fragen für bestimmte Klassen an Objekten zu beantworten.

Hyperfläche 2. Ordnung – Martin Thoma, CC BY 3.0

Göttingen war vor einhundert Jahren ein Zentrum der Mathematik. Wie erleben Sie heute die Community am Mathematischen Institut und darüber hinaus in Forschung und Lehre?

Ich erlebe eine sehr aktive Community am Mathematischen Institut, sowohl in der Forschung als auch in der Lehre. So haben wir derzeit das Graduiertenkolleg „Fourieranalysis und Spektraltheorie“, an dem viele unserer Kolleg*innen beteiligt sind und das Möglichkeiten schafft, sich über die verschiedenen Fachgebiete hinweg miteinander wissenschaftlich auszutauschen. So haben wir zum Beispiel gemeinsame Seminare und Workshops, bei denen auch unsere Doktorand*innen verschiedener Gebiete miteinander in Kontakt kommen und bleiben.

In der Lehre möchte ich besonders den Einsatz unserer Fachschaft hervorheben, die mit ihren Angeboten einen sehr wertvollen Beitrag zu einer aktiven und einladenden Community für unsere Studierenden beiträgt. Auch für uns Lehrenden ist sie immer ein wichtiger Ansprechpartner, um die Bedürfnisse und Ideen unserer Studierenden besser verstehen zu können. Forschung und Lehre sind eng vernetzt, so stellt eine forschungsorientierte Lehre ein wichtiges Konzept für uns dar. Wir leiten unsere Studierenden bereits in Bachelor- und Masterarbeiten zum eigenen wissenschaftlichen und forschenden Arbeiten an und bieten ihnen unter anderem im Rahmen von forschungsorientierten Seminaren einen direkten Übergang in die Forschungscommunity.

Von den Absolventinnen eines Mathe-Studiums bleiben nur wenige im Wissenschaftsbetrieb. Sie dagegen haben den Karriereweg bis zur Professur erfolgreich eingeschlagen. Welche Tipps haben Sie für Studentinnen, Doktorandinnen und Postdocs?

Für Doktorandinnen und Postdocs ist die internationale Sichtbarkeit sehr wichtig. Ich empfehle, viele Möglichkeiten wahrzunehmen, auf internationale Konferenzen zu reisen und dort nach Möglichkeit Vorträge zu halten. Dabei hat man auch die Chance, neue Forschungsprojekte mit Kolleg*innen anderer Universitäten zu beginnen und sich dadurch fachlich breiter aufzustellen. Viele meiner Kolleg*innen sind auch immer gerne bereit, über Karrierepläne zu sprechen. Ich denke, dass Mentoring ein sehr wertvolles Element sein kann.

Studentinnen möchte ich empfehlen, sich schon früh mit Planungen für eine Promotion auseinanderzusetzen. Viele der Bewerbungsfristen sind schon sehr früh, deshalb ist es gut, schon frühzeitig darüber nachzudenken, welche Optionen für einen in Frage kommen. Auch inhaltlich kann es spannend sein, schon früh im Studium zu beginnen, selbstständig in Forschungsliteratur zu lesen und herauszufinden, welches Gebiet man weiter vertiefen möchte.


Die Universität Göttingen war mit ihrem Gleichstellungszukunftskonzept auch in der dritten Runde des Professorinnenprogramms von Bund und Ländern erfolgreich. Die Fördermittel fließen in Professuren, die mit exzellenten Wissenschaftlerinnen besetzt werden. Die so freigewordenen Eigenmittel investiert die Universität im Gegenzug in die Gleichstellungsarbeit.

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