Lust auf neue Literatur?

So geht Praxisbezug: Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur als Innovatives Lehr-Lernprojekt ist im Zertifikatskurs „Fachliches und Literarisches Übersetzen“ (FLÜ) die Online-Zeitschrift „FLÜstern“ entstanden. In dieser Zeitschrift haben Studierende des Zertifikatskurses Leseproben von Romanen übersetzt, die es bisher nicht auf Deutsch gibt. Die Literatur stammt aus romanischsprachigen Ländern und wurde ursprünglich in Spanisch, Französisch, Italienisch oder Portugiesisch geschrieben. Unterstützt wurden die Studierenden dabei von Mentorinnen, die als literarische Übersetzerinnen tätig sind.

Das Portal soll aber nicht nur Interessierten einen Einblick in das Projekt und in neue Literatur geben, es zielt auch auf Verlage, die von der Recherche und den ersten Übersetzungsarbeiten der Studierenden profitieren können. Eine Win-Win-Situation: Die Teilnehmenden des Zertifikatskurses erhalten erste Praxiserfahrungen, die Verlage einen kostenlosen Einblick in spannende Literatur.

Die Online-Zeitschrift ist im Internet frei zugänglich. In einem aufgeräumten hellen Layout berichtet sie über das Projekt und präsentiert die Leseproben. Jede Übersetzung wird ergänzt mit einer kurzen Vorstellung des Romans und einem Einblick in die Vita der Autor*innen. Insgesamt können die Leser*innen in mehr als 30 Romanen schnuppern.

In einem weiteren Teil berichten die Studierenden von ihren Erfahrungen mit dem Übersetzen. Dazu gibt es Interviews mit einem spanischen Philologen und Übersetzer, einem italienischen Autor, einer italienischen Buchhändlerin und einer deutschen Verlegerin – Internationalität wird bei FLÜstern großgeschrieben. Auch die Mentorinnen und die Gastredner*innen des FLÜ-Kurses kommen zu Wort – so erhält man einen guten Einblick in alle Berufe rund um das Verlagswesen.

Die Zeitschrift schließt mit dem Reiter „Richtungswechsel“. Hier geht es um die Übersetzung deutscher Texte in andere Sprachen. „Übersetzen heißt nicht nur, von einer Sprache in die andere zu übertragen; es heißt auch, Vergangenes zu bewahren und weiterzugeben“, heißt es dort. „Wir haben uns deshalb überlegt, unser Projekt FLÜstern mit einem Beitrag zur Bewahrung und Erinnerung an Zeugnisse des Holocausts abzuschließen“, schreibt das Projektteam. Durch eine Kooperation mit dem Göttinger Steidl-Verlag hat das FLÜstern-Team eine Geschichte aus dem Buch „Als wir die Maikäfer waren“ von Christoph Heubner besprochen und sprachlich analysiert. Die Geschichte der kleinen Eva, die unter Schwierigkeiten schwimmen lernt, was ihr später eine lebensrettende Flucht durch die Donau ermöglicht, findet in der Online-Zeitschrift ihren Weg ins Italienische, Spanische und – durch die guten Kontakte zur Göttinger Finnougristik – auch ins Ungarische.

https://fluestern.uni-goettingen.de

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