Der Göttinger Wilhelmsplatz wird geprägt von der Aula und der gegenüber platzierten Statue von König Wilhelm IV. An beiden war der Bildhauer Josef Ernst von Bandel maßgeblich beteiligt, indem er erst das dekorative Giebelrelief der Aula und anschließend die Statue gestaltet hat.
Bandels Aufzeichnungen in dem Buch „Erinnerungen aus meinem Leben“ geben interessante Einblicke in den Gestaltungsprozess. So wurde der Bildhauer nach eigenen Aussagen für die Gestaltung des Giebelreliefs „mit den Herren Professoren in weitläufige Verhandlungen verwickelt“. Bandel hatte die Idee die vier klassischen Fakultäten Medizin, Theologie, Jura und Philosophie als Allegorie abzubilden. Die Professoren wollten zusätzlich in der Mitte den „Genius der Wissenschaften“ einfügen, wie jedoch solch eine Figur aussehen sollte, war vorerst unklar.
Bei einem kreativen Treffen in Göttingen gab es die Ideen, dass der Genius eine himmlische Leuchte hält oder Nektar spendet. Bandel war ratlos, wie er diese Wünsche umsetzen sollte. Er befürchtete, dass Nektargefäße den Eindruck erwecken würden, die vier Fakultäten „hätten sich in Kaffeegesellschaft vereinigt“.
Als der Wunsch aufkam, der Genius solle Kränze verteilen resignierte Bandel „Die gelehrten Herren konnten mich einfältigen Künstler zu keiner passenden Idee bringen.“ Letztlich schlug er den Professoren vor „die Einwirkung der Fakultäten auf den Menschen zu bilden: eine jugendliche, sich erhebende, beschwingte, irdisches Gewand fallen lassende Figur“…“den zur freier Tätigkeit ausgebildeten Geist“ – so wurde es dann umgesetzt. Mit der Unterstützung von fünf weiteren Steinmetzen fertigte Bandel das 3,5 m hohe Sandsteinrelief an.

»GUILIELMUS.IV.REX.ACADEMIÆ.SUÆ.GEORGIÆ.AUGUSTÆ.ET.BONIS.ARTIBUS.MDCCCXXXVII«
Anschließend beschloss die Stadt Göttingen, dem Stifter der Aula, König Wilhelm IV, ein Standbild zu errichten und bat sowohl Bandel als auch einen Bildhauer aus Kassel um einen Entwurf. Während das Design von Bandel sich an Portraitbildern des Königs orientierte, soll sein Konkurrent nach Bandels Aussagen nur ein paar Idealfiguren gezeigt haben. Der König entschied sich für Bandels Darstellung, woraufhin er die fast drei Meter große Statue in seinem Atelier „mit viel Liebe und großer Sorgfalt“ modellierte, die ihm „leider schmählichst im Busse verdorben wurde“. Grund dafür war das Angebot der königlichen Rothe Hütte, die Figur preiswert in Eisen zu gießen, wodurch Bandel seinen Einfluss auf die finale Gestaltung verlor. Ungeplante Änderungen im Gießprozess führten dazu, dass die Figur am Ende unerwünschte Beulen hatte, ein Bein gekürzt werden musste und die Oberflächengestaltung anders als geplant war. Zu allem Überfluss „bestimmten übergelehrte Herren in Göttingen noch über die Ausstellung der Figur“, weshalb die Figur erst 90 Grad gedreht zur ursprünglichen Aufstellfläche errichtet wurde. Anstelle die Hand zur Gründung der Aula hervorzustrecken, wirkte es nun, als wolle die Statue „mit der Hand untersuchen, ob es allenfalls regne“, monierte Bandel. Auch der König soll diesen Fehler sofort bemerkt und Bandel darauf angesprochen haben. Später wurde die Figur in die gewünschte Richtung gedreht, so wie sie heute zu sehen ist.

Die detaillierten Ausführungen Bandels können hier nachgelesen werden https://digitale-sammlungen.llb-detmold.de/content/pageview/5809639
Mehr Infos zum Aulagebäude gibt es hier https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/33e5b069e696dc989e6144e439c32910.pdf/Broschu%CC%88re_Aula_DE_20042023_Web.pdf (PDF)