Das Auditorium

Auditorium um 1880 | Quelle: Städtisches Museum Göttingen

… ein königliches Prestigeobjekt, hinter dessen Mauern nicht nur Studierende, sondern zeitweise auch Angehörige der Britischen Armee lernten.

Nach ihrer Gründung im Jahr 1737 stieg die Zahl der Studierenden an der Georg-August-Universität schnell an und zählte im Jahr 1820 bereits über 1500 Immatrikulierte. Diese Entwicklung brachte die damalige Infrastruktur an ihre Grenzen, so dass die vorhandenen und häufig improvisierten Hörsäle überfüllt waren: Der Mathematiker und Astronom Georg Christoph Lichtenberg lehrte direkt in seinem Wohnhaus, in dem über 110 Personen Platz fanden. Juraprofessor Georg Arnold Heise ließ im Hinterhof seines Hauses einen Pferdestall zum Hörsaal mit etwa 300 Plätzen umrüsten, nachdem er die Vorlesungen zuvor in einem Wirtshaus gehalten hatte.

Nicht nur durch die schwierigen Lern- und Studienbedingungen geriet die Universität Göttingen zunehmend unter Druck. Neu eröffnete Hochschulen in attraktiven Städten mit großzügiger Architektur wie zum Beispiel Berlin, Leipzig oder München waren für die Studierenden dank Eisenbahn immer besser erreichbar. Damit die Landesuniversität konkurrenzfähig bleibt, wurde im Sinne von Georg V., König von Hannover, der Bau eines zeitgemäßen Auditoriums geplant.

Aus ästhetischen wie finanziellen Gründen wählte Universitäts-Baumeister Carl Friedrich Doeltz Baumaterialien aus der Region: Der Sockel des Auditoriums besteht aus Kalkstein und rotem Buntsandstein, das Erdgeschoss aus rot geflecktem Sandstein, die Obergeschosse sind aus gräulich schimmerndem Tuffstein mit hellen Sandsteinrahmungen an den Fenstern. Um dem königlichen Repräsentationswillen zu entsprechen, wurde die Hauptfassade reich geschmückt: vier Standbilder zeigen Personen, die sich um die Universität in ihrer Gründungsphase besonders verdient gemacht haben, neun Medaillons bilden die Köpfe bedeutender Gelehrter ab.

Die Platzierung des Gebäudes am damaligen Stadtrand war für die Universität aus Kostengründen attraktiv, da ihr das Gelände bereits gehörte. Zudem befürworteten die damaligen Stadtplaner den Standort, da dieser geeignet war, die Innen- und Außenstadt besser miteinander zu verbinden.

Am 27. April 1865 wurde das Auditorium schließlich von König Georg V. eingeweiht. Obwohl das Gebäude mit zwanzig unterschiedlich großen Unterrichtsräumen auf wachsende Studierendenzahlen ausgelegt war, machte ihr rasanter Anstieg bereits zur Jahrhundertwende Erweiterungsmaßnahmen notwendig: Zwischen 1901 und 1903 entstanden an der Rückseite zwei weitere Hörsäle, darunter das Auditorium maximum mit bis zu 350 Plätzen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die britische Besatzungsmacht das Auditorium – ebenso wie einige weitere Gebäude – zur Fortbildung ihrer Armeeangehörigen. Zwischen 1945 und 1949 studierten hier etwa 20.000 Briten Fächer wie Holz- und Metallarbeiten, Handelslehre, Weltgeschichte oder theoretische Naturwissenschaft.

Seit Ende der 1960er-Jahre verlagerte sich der Vorlesungsbetrieb zunehmend auf den parallel fertiggestellten Zentralcampus. Dieser war mit moderner Technik und zeitgemäßen Strukturen ausgestattet und so den neuerlichen Studentenrekorden besser gewachsen. Bis heute ist jedoch das altehrwürdige Auditorium maximum ein beliebter Hörsaal und Veranstaltungsort. Das restliche Gebäude beherbergt aktuell verschiedene universitäre Einrichtungen, sowie die umfangreiche Kunstsammlung der Universität im zweiten Obergeschoss.

Weitere Informationen und Bilder vom Auditorium können als Broschüre heruntergeladen werden.

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