Vor 25 Jahren präsentierten sich mehr als 50 Länder auf der ersten und bislang einzigen Weltausstellung in Deutschland. Eine Neuheit bei der EXPO 2000 in Hannover: Es gab nicht nur die Pavillons auf dem Gelände in der Landeshauptstadt, sondern auch Angebote in der Region. Die Universität Göttingen beteiligte sich mit der Ausstellung „Gutenberg und seine Wirkung“ in der Paulinerkirche und zog damit zehntausende Besucher an.
Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) besitzt eine reiche Sammlung an frühen Drucken aus dem 15. und 16. Jahrhundert. In der EXPO-Ausstellung waren daraus ausgewählte Stücke zu sehen. Im Zentrum stand die Gutenberg-Bibel aus dem Jahr 1454. Das kunstvoll mit Ranken- und Initialschmuck verzierte Meisterwerk ist eine von weltweit nur vier vollständig erhaltenen 42-zeiligen Pergament-Ausgaben und die einzige in Deutschland. Sie ist das erste bedeutende Werk, das Johannes Gutenberg mit beweglichen Metalllettern druckte.

Ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wurde das handgeschriebene Musterbuch, das als Vorlage für die Ausmalung dieses Bibelexemplars diente, sowie das sogenannte Helmaspergersche Notariatsinstrument aus dem Jahr 1455. Letzteres ist eine Pergamenthandschrift, welche die Beteiligung Gutenbergs an der Herstellung der Bibel bezeugt.

Mit diesen und weiteren wertvollen Einzelstücken konnten die Besucher*innen in die damals revolutionäre Buchdrucktechnik und -kunst eintauchen und die rasche Ausbreitung humanistischen Gedankenguts verfolgen. Gezeigt wurden zudem Einblattschriften wie Heiligenbilder und Flugschriften sowie Bibeln aus der Zeit der Reformation.
Das damalige Engagement der Universität im Rahmen der Weltausstellung wirkt bis heute nach. Denn seit 25 Jahren ist die Göttinger Gutenberg-Bibel im Internet unter www.gutenbergdigital.de öffentlich zugänglich. Hier sind auch das Musterbuch und das Notariatsinstrument samt Transkription und Übersetzung ins Hochdeutsche zu finden. Mit der Aufnahme der Göttinger Gutenberg-Bibel in die Liste „Gedächtnis der Menschheit“ würdigte die UNESCO auch die Anstrengungen der SUB zur Sicherung und Präsentation dieses bedeutenden Kulturdokuments.
