Bezahlen mit dem „Fürst der Mathematik“

Heute vor 40 Jahren gab der Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank den Startschuss für die Entwicklung einer neuen Banknotenserie. Für die Vorderseiten der Geldscheine wählte ein Gremium in den folgenden Jahren „Kopfbildnisse von Persönlichkeiten der deutschen Geschichte“ aus, die durch Bildmotive aus deren Wirken ergänzt wurden. So kam es, dass der Göttinger Gelehrte Carl Friedrich Gauß ab April 1991 den Weg in unsere Geldbörsen fand – auf dem 10 D-Mark-Schein.

Als „Fürst der Mathematik“ wurde Gauß (1777 bis 1855) posthum gewürdigt, denn mit seinen Entdeckungen erregte er weltweit Aufsehen. Die Universität Göttingen, an der er bereits einige Jahre zuvor studiert hatte, berief ihn im Alter von nur 30 Jahren zum Professor und ersten Direktor der damals neuen Sternwarte. Hier forschte er bis zu seinem Tod auf den Gebieten der Mathematik, der Astronomie, der Physik, der Geodäsie und der Geophysik.

Schon in jungen Jahren bewies Gauß die mathematische Konstruierbarkeit des regulären 17-Ecks und berechnete korrekt die Umlaufbahn des Kleinplaneten Ceres. Später optimierte Gauß optische Systeme für astronomische Beobachtungen, forschte zur Geometrie und zum Erdmagnetismus und baute mit dem Göttinger Physiker Wilhelm Eduard Weber den ersten elektromagnetischen Telegrafen der Welt. Mit der Vermessung des Königreichs Hannover leitete Gauß das Zeitalter der klassischen Kartografie ein. Und mit seinem Gutachten für die Witwenkasse der Universität führte er erstmals eine Berechnung von Rentenversicherungsbeiträgen auf der Grundlage von Mortalitätsraten und Wahrscheinlichkeitsrechnung ein.

Die Vielfalt seines Schaffens ist auch auf dem 10-D-Mark-Schein zu entdecken. Als Hauptmotiv ist Gauß im Alter von 63 Jahren abgebildet. Neben dem Porträt ist das historische Göttingen mit Universität und Universitäts-Sternwarte angedeutet; die Kurve einer Gauß‘schen Normalverteilung symbolisiert seine Arbeit auf dem Gebiet der Mathematik.

Das markante Motiv der Rückseite ist ein Vizeheliotrop, ein Sextant, dessen Funktionen Gauß durch die Anbringung eines zusätzlichen Spiegels um die eines Heliotropen ergänzte. Weitere Motive sind ein Ausschnitt des Dreiecksnetzes der Gauß‘schen Gradmessung sowie stilisierte Elemente, die an Planetenbahnen und Magnetfelder erinnern sollen.

Während die Entdeckungen von Gauß bis heute nachwirken, hatte der 10-D-Mark-Schein eine relativ kurze Lebensdauer als offizielles Zahlungsmittel: Im Jahr 2002 wurde er durch die neuen Euro-Geldscheine abgelöst.

Weitere Infos zu Gauß in unserer Reihe „Göttingens kluge Köpfe“ .

Die Entstehung der neuen Banknotenserie hat die Deutsche Bundesbank in ihrer Broschüre „Von der Baumwolle zum Geldschein“ dokumentiert (pdf).

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